Musik und Tanz für die Gehirn Gesundheit
Wir sind uns dessen vielleicht nicht bewusst, wenn wir unsere Lieblingsmusik hören, aber Musik aktiviert viele verschiedene Teile des Gehirns. Dazu gehören:
· Der Temporallappen, einschließlich spezifischer temporaler Gyrationen (Ausbuchtungen an der Seite der faltigen Oberfläche des Gehirns), die bei der Verarbeitung von Ton und Tonhöhe helfen.
· Das Kleinhirn, das an der Verarbeitung und Regulierung von Rhythmus, Timing und körperlicher Bewegung beteiligt ist.
· Die Amygdala und der Hippocampus, die bei Emotionen und Erinnerungen eine Rolle spielen.
· Verschiedene Teile des Belohnungssystems im Gehirn.
Musik kann positive Veränderungen in der Physiologie von Neurotransmittern (z. B. Serotonin, Dopamin, Oxytocin, Glutamat, Cortisol usw.) induzieren, die an sozialen und emotionalen Aspekten des Verhaltens, an kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit , Vorstellungskraft und Kreativität, sowie auch in Stressreaktionen beteiligt sind. Musik beeinflusst auch die Plastizität des Gehirns auf mehreren Ebenen der Hirnregionen, indem sie die neuronalen Verbindungen zwischen den Assoziationsrinden stimuliert und die kognitiven Prozesse der multisensorischen Wahrnehmung und die Reaktionen darauf unterstützt.
Plastische Veränderungen in kritischen Hirnregionen wie der Amygdala und dem motorischen Kortex können die Grundlage für die positiven Auswirkungen von Musik auf die sensorische Verarbeitung, die Kommunikation und die emotionale Gesundheit bilden.
Die heilende Kraft der Musik
In allen Kulturen und im Laufe der Geschichte hat das Hören und Spielen von Musik eine Rolle bei der Behandlung geistiger und körperlicher Störungen gespielt.
Der große Neurologe und Bestsellerautor Oliver Sacks sagte: „Musik kann uns aus Depressionen befreien oder uns zu Tränen rühren. Sie ist ein Heilmittel, ein Stärkungsmittel, ein Orangensaft für die Ohren“.
Die Heilkraft des Tanzes
Beim Tanzen wirken drei Faktoren positiv auf das Gehirn: Musik , Bewegung und gesellschaftliches Miteiander. Es gibt positive Auswirkungen auf das Gehirn und auf seine Fähigkeit, Verbindungen zu bilden und Substanzen anzuregen, die die Neuroplastizität fördern. Diese Substanzen beeinflussen die integrative Funktion von Bewegung und Kognition.
Beim Tanzen werden Hirnregionen aktiviert, die beim Erlernen und Ausführen von Tanzbewegungen eine Rolle spielen. Die Vorteile tanzbezogener körperlicher Aktivität sind mit denen rein körperlicher Aktivität vergleichbar und reichen von der Verbesserung des Gedächtnisses bis hin zur Stärkung neuronaler Verbindungen.
Tanz und Musik tragen zur Vorbeugung und Heilung einer Reihe von Gehirnerkrankungen bei.
Demenz
Musiktherapie beinhaltet das Hören von Musik, Singen, Musizieren allein oder in der Gruppe. Bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung wurden die folgenden positiven Effekte beobachtet.
· Verbesserung des kognitiven Status und des Gedächtnisses
· Verbesserung der Stimmung und Verringerung von Verhaltensproblemen
· Verbesserung der sprachlichen Kommunikation
· Beruhigung
· Aktivierung
· Steigerung der Lebensqualität
Tanztherapie bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen hatte folgende Wirkungen
· Verbesserung der allgemeinen kognitiven Funktion und des Gedächtnisses
· Verbesserung der exekutiven Funktion, der Aufmerksamkeit und der Sprache
· signifikante Verbesserung der psychischen Gesundheit (d.h. Depression und neuropsychiatrische Symptome)
· Verbesserung der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der visuell-räumlichen Fähigkeiten
· Verbesserung der Lebensqualität
Die Forscher des Albert Einstein College of Medicine in untersuchten in 2003 die Auswirkungen von elf verschiedenen Arten körperlicher Aktivität wie Radfahren, Golf, Schwimmen und Tennis. Allerdings senkte nur eine der Aktivitäten – Tanzen – das Demenzrisiko der Teilnehmer.
Parkinson
Musik wird erfolgreich als therapeutische Intervention eingesetzt, um die mit der
Parkinson-Krankheit verbundenen Symptome wie motorisches Ungleichgewicht, Diskoordination, Rigidität und Langsamkeit zu lindern.
Singen und Musik fördern
· die allgemeine motorische Leistungsfähigkeit
· verbessert Kommunikationsdefizite und stimuliert die Emotionalität
Tanzen verstärkt die positive Wirkung der Musik, indem es die Fein- und Grobmotorik verbessert.
Multiple Sklerose
Musik- und Tanztherapie können Menschen mit Multipler Sklerose (MS) in vielerlei Hinsicht helfen. Diese Therapien werden zunehmend für ihr Potenzial anerkannt, sowohl die körperlichen als auch die emotionalen Herausforderungen im Zusammenhang mit MS zu bewältigen.
Musiktherapie
· verbessert die motorischen Funktionen, das emotionale Wohlbefinden und die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit MS. Zu den Vorteilen gehören
· emotionale Unterstützung: reduziert Symptome von Depression, Angst und Müdigkeit
· fördert das Gedächtnis und die Lernfähigkeit
Tanztherapie
· verbessert Muskelkraft, Beweglichkeit und körperliche Fitness.
· Verbessert die Stimmung, reduziert Stress und vermittelt ein Gefühl von Gemeinschaft und sozialer Interaktion
Psychische Gesundheit
Musik- und Tanztherapie sind kreative Therapieformen, die bei der Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt werden können. Hier einige wichtige Punkte zu beiden Therapieformen:
Musiktherapie nutzt Musik, um die emotionalen, kognitiven und sozialen Bedürfnisse der Patienten anzusprechen. Sie kann helfen, Spannungen abzubauen, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und kreative Ressourcen zu aktivieren. Musiktherapie wird häufig bei Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen eingesetzt.
Tanztherapie nutzt Bewegung, um emotionale und psychische Prozesse zu fördern. Sie kann helfen, die Körperwahrnehmung zu verbessern, emotionale Blockaden zu lösen und das Selbstwertgefühl zu stärken. Diese Therapieform wird häufig bei Depressionen, Traumata und Angststörungen eingesetzt.
Literatur
O. Sacks, Der einarmige Pianist: Über Musik und das Gehirn, 2008
S. Kölsch, Good Vibrations: Die heilende Kraft der Musik, 2019
J. F. Christensen und D.S. Chang, Tanzen ist die beste Medizin, 2018
A. Friese, I. Oppel, H. Graef (Autor), Mit Musik das Gedächtnis aktivieren , 2018
D. Levitin, Music As Medicine, 2024
D. Bryan, Music As Medicine particularly in Parkinson's, 2020